Deutsch, Englisch, Spanisch: Bei Nina Meier (18) dreht sich in der Ausbildung zur Eurokauffrau alles um Sprachen. Mit ihren Fähigkeiten hilft sie bei der Strama-MPS Maschinenbau GmbH & Co. KG dabei, internationale Kunden zu betreuen.
Nina Meier und eine weitere Auszubildende kombinieren eine Ausbildung zur Industriekauffrau mit einer Zusatzqualifikation zur Fremdsprachenkorrespondentin- und werden am Ende Eurokauffrauen. Damit sind sie Pioniere in dem Straubinger Unternehmen. "Bisher wurden externe Dolmetscher mit Übersetzungen beauftragt. Erst seit 2017 bietet Strama-MPS Abiturienten diese dreijährige Ausbildung an, um solche und andere Aufgaben künftig intern zu erledigen - und wir sind die Ersten", erklärt sie. Doch sie wird in ihrer Ausbildung und später im Beruf nicht nur Wörterbücher wälzen, sondern insbesondere Vermittlerin für Kunden aus aller Welt sein. Diese lassen sich von Strama-MPS individuelle Sondermaschinen anfertigen und kommen insbesondere aus der Automobilbranche, aber auch aus den Bereichen Elektro- und Medizintechnik.
Englisch ist im weltweiten Austausch die Sprache der ersten Wahl, außerdem wird Nina Meier noch Spanisch lernen: "Eine weitere Option wäre Französisch gewesen. Doch Spanisch war ein Wunsch von Strama-MPS, da sie eher Kunden in spanischsprachigen Ländern sowie eine Tochterfirma in Mexiko haben. "Englisch war bereits in der Schule eines ihrer Lieblingsfächer, in Spanisch kann die Abiturientin allerdings nur Grundwissen vorweisen. "Ich hoffe, dass mir meine Lateinkenntnisse aus der Schule weiterhelfen werden. Und davon abgesehen freue ich mich sehr darauf, eine neue Sprache zu lernen", erzählt sie.
Was heißt "Zerspanung" auf Englisch?
Im September 2017 startete die 18-Jährige in ihre Ausbildung und arbeitete zunächst am Empfang mit. "Zum einen wurde ich in der Telefonzentrale eingesetzt, um Anrufer an den richtigen Ansprechpartner im Haus weiterzuleiten - das war für mich eine gute Einführung in die Firmenstruktur. Zum anderen betreute ich Kunden, die bei uns vor Ort einen Termin hatten. Ich informierte beispielsweise deren Terminpartner, erstellte W-Lan-Tickets oder organisierte vorab die Raumbelegung", beschreibt sie ihre Aufgaben. Schon in den ersten Wochen konnte sie mit ihren Englischkenntnissen punkten: "Es macht mir großen Spaß, Englisch zu sprechen und neue Menschen aus anderen Ländern kennenzulernen. Das belebt den Büroalltag ungemein. "Small Talk auf Englisch fällt ihr nicht schwer, doch wie steht es mit dem Übersetzen von Fachbegriffen wie "Zerspanung" oder "Vorabnahme"? "Die kenne ich natürlich noch nicht. Am PC können wir aber auf ein technisches Wörterbuch zugreifen. Das habe ich schon genutzt, um für den Vertrieb die Beschreibung einer Maschine oder eine Vertragsabsprache mit Lieferterminen, Zahlungsfristen und Co. zu übersetzen", erzählt die Auszubildende. Weitere Stationen in ihren drei Jahren werden das Projektmanagement, der Vertrieb, die Finanzbuchhaltung, der Einkauf, das Marketing sowie der Service sein. Essenziell für ihre Arbeit ist es ebenso, kulturelle sowie länderspezifische Besonderheiten kennenzulernen und zu beachten: "In der Reisekostenstelle habe ich zum Beispiel dabei geholfen, Visa für einige unserer Mitarbeiter zu beantragen, die für ein halbes Jahr in unsere Tochterfirma nach China gehen werden. Dafür sind viele Dokumente erforderlich und wir müssen sehr genau arbeiten, da die Anforderungen recht streng sind." Und auch im Umgang mit internationalen Kunden ist es für Nina Meier wichtig, dass sie der Kultur und Nationalität ihres Gegenübers Rechnung trägt.
Drei Qualifikationen in einer Ausbildung
Solche Feinheiten lernt sie nicht nur im Betrieb, sondern auch in sechs zehnwöchigen Blöcken an der IHK-Akademie in Regensburg. Neben dem Sprachunterricht und dem Schärfen von Softskills wie Rhetorik oder Verkaufstechniken wird sie sich hier Wissen in der Betriebswirtschaft, der EDV und zum Thema Außenhandel aneignen. "Nach dem vierten Block, also im zweiten Ausbildungsjahr, werde ich meine Prüfung in Englisch ablegen. Im dritten Jahr folgt dann die in Spanisch sowie die Abschlussprüfung für die Ausbildung zur Industriekauffrau", beschreibt sie den Zeitplan. Besonders gespannt ist Nina Meier schon jetzt auf den sogenannten "Living Case", der im zweiten Jahr auf sie zukommen wird: "Für dieses Projekt gehen wir in eine andere Firma und erstellen eine Marktanalyse. Das heißt, wir Auszubildenden schlagen vor, wo wir Potenzial für Verbesserungen sehen - etwa im Marketing oder in gewissen Betriebsabläufen. Das stelle ich mir ziemlich schwierig vor, da wir ja selbst den Beruf erst erlernen. Aber es wird sicher eine interessante Erfahrung."
Vorteil durch Sprachkenntnisse
Ein Praktikum brachte die 18-Jährige einst auf die Idee, Eurokauffrau zu werden: "So kann ich mein Abitur nutzen, um praxisorientiert Sprachen zu lernen. Und ich denke, dass ich durch meine Fremdsprachenkenntnisse Vorteile gegenüber reinen Industriekaufleuten haben werde." Nach ihrer Ausbildung könnte sich Nina Meier vorstellen, zunächst noch ein duales BWL-Studium bei Strama-MPS zu absolvieren und dann im Bereich Export durchzustarten.
Quelle: dipolo Niederbayern 2018/19, www.dipolo.de